Es geht im Leben nicht darum, zu warten,
dass das Unwetter vorbeizieht,
sondern zu lernen, im Regen zu tanzen.
Zig Ziglar
Streiflichter meines Lebens
Herausforderung
Was soll man über sich selbst schreiben, damit das Gegenüber ein realistisches Bild von einem erhält? Wie in einem Lebenslauf üblich, Fakten und Daten über Ausbildungen, Qualifikationen, Berufserfahrungen usw. auflisten? Oder, da es hier ja um Lebensübergänge geht, eine Beschreibung von meinen Stationen im Leben und wie der Wandel von einer zur anderen Phase stattgefunden hat? Oder sind vielleicht meine Einstellungen zum und mein praktischer Umgang mit dem Leben entscheidend?
Wichtig ist das alles, aber da ich nicht vorhabe, meine Memoiren zu schreiben, werden es hier lediglich Streiflichter sein – einzelne unterschiedliche Puzzleteile von mir, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, geschweige denn auf Objektivität.
Wurzeln
Geboren wurde ich 1963 in Krumbach/Schwaben. Dort in Bayern bin ich auch aufgewachsen und zur Schule gegangen. Nach meinem Abitur ging ich nach München, um meinen Zivildienst abzuleisten. Nach einiger Zeit der Orientierung entschloss ich mich, Schauspieler zu werden und wurde auch in Hamburg an der Schauspielschule aufgenommen.
Schauspieler
Die Faszination, die das Theater auf mich ausübte, würde ich heute so beschreiben: Das Theater ist ein Raum, in dem alles möglich ist – die Bühne ist ein Ort, wo das Unsichtbare erscheinen kann, wie Peter Brook in „Der leere Raum“ das „heilige“ Theater beschreibt. Leider geht im realen Theaterleben viel von diesem Grundgedanken verloren.
Nach der Schauspielschule arbeitete ich zunächst frei in verschiedenen Produktionen in Hamburg, Essen und Frankfurt, bevor ich dann für zwei Jahre fest nach Hannover ans Theater ging. In diesen Jahren bekam ich die Möglichkeit, in vielen unterschiedlichen Stücken (von Sophokles über Shakespeare zu Goethe und weiter zu Kleist, Pollesch und auch Musical-Produktionen) mitspielen zu können. Trotzdem war ich nach diesen Jahren ziemlich desillusioniert, was das reale Theaterleben anging. So entschloss ich mich, in Hannover zu kündigen und ging nach Berlin. Parallel zu meinem Engagement am Theater hatte sich eine weitere Leidenschaft entwickelt: das Unterrichten.
Lehrer
In Berlin gründete ich „schau-spiel “ - Kurse und Workshops für Laien & Profis. Ich unterrichtete in den Räumen einer Tanzschule. Seit meiner Zeit auf der Schauspielschule hatte ich mich neben den unterschiedlichsten Tanzformen: Jazz-, Step-, Modern-, Contemporary-Dance auch mit Körperausdruck im weitesten Sinne (Butoh, Kontakt- und Körperimprovisationen etc.) beschäftigt. Schon bald begann ich, auch Paartanz (Standard/Latein, Tango argentino, Salsa, Swing) zu unterrichten. Ich entwickelte mit anderen Tanzlehrer*innen zusammen ein neues, anderes Unterrichtskonzept für Paartänze.
Es ging nicht darum, Schritte zu vermitteln. Der Ausgangspunkt war, aus zwei Menschen ein Wesen mit vier Beinen zu schaffen, das von jeglicher Art von Musik bewegt wird, jenseits von festgelegten Tanzformen und Bewertungskriterien. Bald wurde ich Mitinhaber der Tanzschule „bebop“, später gründete ich meine Tanzschule „be-to-be“.
Was mich bis heute am Unterrichten begeistert, ist, dass man sich hier immer im Grenzbereich bewegt: die Grenze zwischen Nicht-Können und Können, zwischen Nicht-Wissen und Wissen. In diesem Lern-Raum begegnet man auch fast zwangsläufig den verschiedensten Arten von Emotionen und psychischen Begrenzungen der Persönlichkeit. Es ist etwas Wunderbares, Begleiten zu dürfen, wie Grenzen sich verschieben, innere Räume grösser werden oder sich neue Räume öffnen. Für das bin ich immer wieder dankbar.
Neben Tanz- und Bewegung hatte ich mich seit meiner Ausbildung auch mit Atem- und Körperarbeit (u.a. nach Reich, Middendorf) beschäftigt. Da war der Weg zur Auseinandersetzung mit verschiedensten Therapieformen nicht weit. Und dies nicht nur theoretisch.
Der Weg geht weiter
Auch ich war immer wieder in Krisen, auch sehr existentiellen. Nachdem ich mir selbst eingestanden hatte, Hilfe zu brauchen, traf ich auf Menschen, die mich auf meinem Weg begleitet und mich unterstützt haben. Und ich fand wieder Zugang zu meiner Spiritualität, losgelöst von einer Institution oder Religion.
Im Laufe der Zeit wurde das Mittel der systemischen Aufstellungen / Familienstellen für mich immer entscheidender und ich absolvierte das Training „Heal your Roots“ (Weiterbildung in Familien- und Systemaufstellungen und Traumaheilung) bei Sakino Sternberg (www.sakino.de).
Nach 20 Jahren in Berlin verdichtete sich das Gefühl immer mehr, dass Berlin nicht mehr meine Stadt ist. Mich zog es immer mehr raus aus der Grossstadt und in die Natur. Es sollte noch drei Jahre dauern, bis die Erkenntnis reifte, dass mein Sein als Tanzlehrer vorbei ist, ich meine Tanzschule verkaufte und mich somit nichts mehr in Berlin hielt.
Weitere Schritte
Meine Wahl fiel auf Bern - hier lebt mein Partner. Durch meinen Entschluss, die Tanzschule aufzugeben, erschloss sich die Möglichkeit, aus unserer Fernbeziehung herauszukommen und das Wir auch im Alltag zu leben. Den Entschluss in die Schweiz zu ziehen, habe ich bis heute noch keinen Moment bereut.
Beruflich konnte ich zunächst Fuss fassen in der Gastronomie - als Gastgeber den Gästen einen sinnlichen Genuss zu ermöglichen, ist sehr befriedigend.
Fachmann für Rituale
Parallel dazu absolvierte ich eine Ausbildung zum diplomierten Ritualfachmann an der Fachschule für Rituale bei Susanna Maeder (www.fachschule-rituale.ch). Meine CAS*P-Diplomarbeit schrieb ich zum Thema: "Systematische Aufstellung und Übergangsritual - Gemeinsamkeiten, Unterschiede, Zusammenwirken". Nach wie vor liebe ich das Vermitteln und ich biete verschiedene Seminare an. Ich bin Dozent an der Fachschule für Rituale – hier unterrichte ich Auftrittskompetenz – "Stimme & Sprache für Ritualschaffende“. Von 2021 - 23 baute ich die Geschäftsstelle des Ritualverbandes auf und leitete diese.
Vision
Meine Leidenschaften zusammenzubringen und eine Balance zu finden zwischen den vier Ebenen der Intelligenz: Mental, emotional, körperlich und spirituell und dies in meine Arbeit einzubringen und zu vermitteln.
Vielleicht ist es mir ja gelungen einen Eindruck von mir zu vermitteln - ich hoffe es.